das war Uschis (unser) Leben
in Kurzfassung (vollständig wäre es ein Buch geworden)


Geboren als Ursula Müller, aufgewachsen als eins von vier Kindern der Familie Müller, in Berlin - Kreuzberg.
Grund- und Realschule in Berlin - Kreuzberg.

Ihr ältester Bruder Heinz Jürgen. der Zweite Hans Joachim. Uschi sollte eigentlich Hannelore Josefine heißen, doch der Opa konnte sich durchsetzen. " Ich will eine Ursula".
Und so wurde, da das mit HJ schon mal gebrochen war, aus dem Jüngsten kein Horst Jochen sondern ein Norbert.
Als Uschi 6 Jahre alt war starb ihr Vater an den Spätfolgen einer Kriegsverletzung.
Mit 12 Jahren kam Uschi zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Norbert  ins Kinderheim da die Mutter mit dem Verlust ihres Mannes nicht zurecht kam und ihren Trost im Alkohol suchte.

Wie lernte ich meine Uschi kennen?

1969 lernte ich bei einem Besuch in der Kreuzberger Disco "Tattoo" Uschi B. kennen. Wie man so schön sagt ging ich kurz darauf mit Uschi B. Als wir uns wieder einmal in der Disco trafen sagte mir Uschi B., sie wäre im Kinderheim und sie würde beim nächsten mal ihre Freundin, Uschi Müller, aus dem Kinderheim mitbringen. Am darauf folgenden Samstag kam dann Uschi B. mit Uschi Müller. Sie war ja ganz nett aber blond und ich stand damals gerade auf dunkle Haare. Aber ein Freund von mir, Harald Giseler, fand an Uschi gefallen und so wurde aus den beiden ein Paar. Kurz darauf war es mit mir und Uschi B. auch wieder vorbei.

Bei mir hielt jede Beziehung zu damaliger Zeit ohnehin nie länger als vier Wochen. Das war ein Limit das ich mir damals mal gesetzt hatte. Ich sagte dass jeden Mädchen am Anfang damit es nach vier Wochen keine Enttäuschung gab. So wurde es für mich nie langweilig. Jeden Sonntag traf sich unserer ganzer Haufen bei mir zu Hause zum "Kaffee trinken". Eigentlich wurde mehr Bier und Martini als Kaffee getrunken aber es hörte sich für andere besser an. Auch Harald, Uschi und Uschi waren immer dabei.

Im April 70 fingen Uschi und Uschi zusammen eine Lehre als Krankenschwester im Krankenhaus am Urban an. Das erste Jahr war zwar noch kein Lehrjahr sondern ein Hauswirtschaftliches Jahr aber das war 1970 so üblich. Die Schwesternschülerinnen im Hauswirtschaftlichen Jahr nannte man Vorschülerinnen.
Uschi hatte zusammen mit Uschi B. in der Schwesternschule ein Zimmer.

Im Juni kam dann Uschi zu mir uns sagte mir dass sich Harald von ihr getrennt habe da er sie langweilig finden würde. Für mich war sie aber alles andere als langweilig. Ich zog im Sommer 70 mit einer ganz wilden Hippie Truppe rum. Jedes Wochenende trafen wir uns am Grunewaldsee zum Baden und am Abend wurde in der WG dieser Truppe gefeiert. 1970 war auch gerade das Jahr der Fußball WM. Also wurde in der WG auch Fußball geschaut.

Bei diesen Treffen war auch Uschi dabei. Wir redeten viel miteinander und fingen auch an miteinander zu flirten. Uschi hatte bei ihren Besuchen bei mir mitbekommen das ich und mein Bruder sehr viele Schallplatten hatten. Als ich ihr mal aufzählte was alles dabei war kam sie zu dem Entschluss mal mit ihrem Tonbandgerät vorbei zu kommen um sich die Musik die auch ihr gefiel aufzunehmen.
So kam es zu dem besagten 6. November 1970.

Am Nachmittag des 6. November 1970 stand also Uschi mit ihrem Tonband vor meiner Tür.
Wir haben Musik aufgenommen, und ich zeigte ihr mit welcher Musik ich meinen Frust abbaue. Kopfhörer aufsetzen, "Atom Heart Mother" von Pink Floyd auflegen und dann mit voller Lautstärke hören. Diese Musik lag ihr nicht aber sie fand jede Menge die sie für sich haben wollte. "Donovan", "Bob Dylan", "Uriah Heep und so weiter.  Ich habe ihr einige Stücke auf der Gitarre vorgespielt (Atlantis, House of the Rising Sun usw.) tranken Kaffee und Martini und hatten viel Spaß. Im laufe des frühen Abends fing ich dann an etwas zutraulicher zu werden und ich gab ihr einen Kuss der von ihrer Seite prompt mit einer Ohrfeige quittiert wurde.
Das war mir bisher noch nie passiert aber ich gab nicht auf.  Noch bevor sie am Abend nach Hause ging stand fest     "Wir gehen miteinander"

Eine Woche später wurde Uschi krank.
Lungenentzündung, drei Wochen Bettruhe und "der Hausdrachen" die Schulleiterin ließ keine Männer zu den Schülerinnen. Ich hatte es mehrfach versucht aber immer ohne Erfolg.  Dann waren drei Wochen um und für Uschi war eigentlich schon fast klar das es jetzt wohl mit uns vorbei war.  Eines Abends habe ich es dann doch noch geschafft an dem Drachen vorbei zu rutschen und ich stand mit meinem Strauß Blumen vor einer ganz erstaunten Uschi.
Da wir ja durch die Lungenentzündung nicht von einander hatten wurde ich meiner Linie untreu und habe dann mal für mich aus 4 Wochen 4 Monate beschlossen.

In der folgenden Zeit wurde aus Zuneigung Liebe und ich habe den Blödsinn mit den 4 Monaten einfach verworfen.
Dann kam der 14. Februar 1971. Valentinstag, der Tag der verliebten. 
Den Abend des 14. Februar verbrachten wir zusammen mit einem anderen Paar aus dem Krankenhaus, Marina Braun, auch Schwesternschülerin und Norbert Lamprecht Krankenpflegeschüler, bei Norbert zu Hause.
Im laufe des Abends und nach einigen Gläsern Sekt hatten wir die Idee, Wir schließen eine "Ehe auf Probe".

Hier kann man sich das PDF in einem neuen Fenster ansehen. Danach Fenster wieder schließen.
                                                       Trauschein (Ehe auf Probe)

Zuerst schlossen diese Ehe auf Probe Marina und Norbert und danach wir zwei. So richtig mit Urkunde und Trauzeugen.  Natürlich gab es am darauf folgenden Tag auch für jeden einen Ring.
Die folgenden Jahre waren einfach nur schön. Es gab bei uns nie einen richtigen Streit.

Uschis Motto war immer "nie zerstritten ins Bett gehen".
Erst musste alles vorher geklärt sein und wenn es die ganze Nacht dauerte.
Das klappte prima.

1972 hatten wir dann unsere erste eigene Wohnung. Uns wurde spöttisch schon nachgesagt:
" Ihr seit ja schon wie ein altes Ehepaar" was auch immer das heißen sollte. Wir waren glücklich.

Im Januar 1974 kam dann die überraschende und freudige Nachricht von Uschi " Ich bin schwanger".
Ich fragte gleich" in welchem Monat" als Antwort kam " im ersten".
Beim Arztbesuch sagte dieser dann "Sie sind nicht schwanger und es sei doch noch viel zu früh das zu wissen".

Und ich bin doch schwanger sagte Uschi.   Auch der zweite Arztbesuch brachte nichts Neues.
"Da ist nichts" meinte der Arzt. Uschi lies sich aber nicht davon abbringen. Erst beim dritten Anlauf einen weiteren Monat später kam dann die Bestätigung. "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind im dritten Monat schwanger" war dann vom Arzt zu hören. 

Also doch. Jetzt gab es viel zu planen. eigentlich war ein Kind erst nach dem Examen und nach der Hochzeit geplant. Was soll´s, dann wurde der Zeitplan eben umgestellt.

Am 5. März 1974 bestand Uschi ihr Examen und war von nun an Krankenschwester.
Jetzt ging die Planung Richtung Hochzeit. Meinen Eltern ging das alles plötzlich viel zu schnell. Sie wussten ja nicht dass Uschi schwanger war und sollten es ja auch erst nach der Hochzeit erfahren.

Nach einigen Unstimmigkeiten mit meinen Eltern über den Termin haben wir uns doch durchgesetzt und den 11.4.1974 dafür vorgesehen. Jetzt gab es die nächste Hürde zu nehmen. Uschis Vormund.

Uschi war ja erst 20 Jahre alt und 1974 wurde man erst mit 21 Volljährig. Ein kurzes Gespräch unter Männern
und auch das war geklärt. Wir hatten seine Zustimmung. Uschis Mutter hatte ohnehin nichts gegen eine Hochzeit einzuwenden und freute sich richtig. Weiter ging es. Geburtsurkunden besorgen, Termin beim Standesamt im für uns zuständigen Standesamt machen, die vier Wochenfrist des Aushangs musste ja auch eingehalten werden, Brautkleid, Anzug und Ringe besorgen, Freunde und Verwandte einladen und immer hoffen das man nichts vergessen hat.

"Du gehst aber vorher noch zum Friseur" wetterte mein Vater, der mit meiner Löwenmähne ohnehin nicht glücklich war. Hab ich natürlich wie immer total überhört.

Es hat geklappt. Am 11.4.1974 (Gründonnerstag) haben wir geheiratet. Überglücklich und bei mir mit Brummschädel vom Junggesellenabschied ( eines der vielen Getränke muss wohl schlecht gewesen sein )am Vorabend haben wir diesen Vormittag überstanden. Von der eigentlichen Trauung habe ich relativ wenig mitbekommen. Das liegt irgendwo im Nebel. Ich erinnere mich aber sehr gut an die Worte meiner Schwiegermutter, die mir nach dem Ja leise ins Ohr flüsterte "wenn Du meine Tochter unglücklich machst verspreche ich Dir Dresche mit dem Beil"!

Wir waren dafür bekannt wenn es geht immer gegen den Strom zu schwimmen und so wurde natürlich der Polterabend auf den Abend der Hochzeit verlegt. Klasse Fete. Alle die den Vorabend mit mir halbwegs unbeschadet überstanden hatten waren da und wir feierten bis in den frühen Morgen. Die letzten gingen erst morgens um 7:00 Uhr.
Hochzeitsnacht adieu,  weil es ging ja noch weiter. Ein Großteil meiner Verwandten wohnte im damaligen "Dunkeldeutschland" (DDR) und die wollten ja auch feiern. Also fuhren wir am Karfreitag rüber. Am Samstag fand dann die Zweite Hochzeitsfeier in der DDR in Cottbus statt.
Als wir endlich am Montag wieder zu Hause in den eigenen vier Wänden waren ging es uns endlich richtig gut.

Uschis Arbeitgeber, das Städtische Krankenhaus am Urban in Berlin konnte Uschi ja weil sie schwanger war nicht im normalen Stationsbetrieb einsetzen und so bot man Uschi eine Stelle in einer Funktionsabteilung, der Endoskopie, die gerade im Aufbau war an. Mit dieser Entscheidung war Uschi am Anfang überhaupt nicht glücklich. Aber was soll´s, sagte Sie, nach der Geburt wechsele ich wieder.

Im Juni haben wir dann Uschis Mutter und meinen Eltern gesagt dass Uschi schwanger sei. Uschis Mutter freute sich riesig. Endlich Oma. Meine Eltern standen dem sehr skeptisch gegenüber und wollten anfänglich überhaupt nicht glauben dass Uschi schwanger sei. Der Mutterpass räumte dann jeden Zweifel aus dem Weg. Jetzt wie ausgewechselt kam auch bei meinen Eltern Freude auf.

Die nächsten Monate verliefen wie im Flug. Da ja Nachwuchs anstand musste auch eine größere Wohnung her.
Diese war auch schnell gefunden und der Umzug war am 21. September. Uschi delegierte und meine Freunde und ich schleppten Kisten und Möbel. Am Abend war alles in der neuen Wohnung und wir waren geschafft. Uschi hatte die Kisten zum Teil so voll mit Büchern gepackt, das man sie kaum tragen konnte.
Die Möbel und vor allem das Schlafzimmer aufzubauen dafür reichte es diesen Abend nicht mehr. Also schliefen wir eine Nacht auf den Matratzen. Am nächsten Morgen sagte Uschi sie habe Rückenschmerzen. "Aber ganz komisch, die kommen und gehen"  ???   Wehen??   Also ab ins Krankenhaus. Ich durfte nicht bleiben. Also ging ich zur Arbeit. Als ich am Abend nach Hause kam und im Krankenhaus nachfragte was jetzt mit Uschi sei, sagte man mir "das dauert noch". Auch am nächsten Morgen war noch nichts und ich ging wieder arbeiten. Mittags hörte ich dann " Du sollst unbedingt nach Hause kommen, Du bist Vater geworden". 

Endlich,  es war ein Junge und er sollte Oliver heißen. Ich rannte in den nächsten Blumenladen und wollte große langstielige Rosen kaufen. Baccararosen sollten es sein. Ich kaufte alle die da waren. Und jetzt ging es mit 31 Baccararosen ab ins Krankenhaus zu Uschi und Oliver. Mutter und Sohn sind wohlauf sagte die Schwester als ich ankam. "Du bist ja verrückt" meinte Uschi als sie den Strauß sah.  Eine Woche musste Sie  noch im Krankenhaus bleiben uns so blieb mir genug Zeit die Wohnung fertig zu machen. Nach einer Woche hatte ich endlich beide bei mir. 1974 war es ja noch so dass man nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen musste. Also musste ein Krippenplatz her.  Nach kurzer Suche fanden wir einen Krippenplatz in der Kita Baruther Strasse in Kreuzberg. Das war  zwar ein kleiner Umweg auf dem Weg zur Arbeit aber die Kita war spitze und genau das Richtige für Prinz Ole.

Damit sich das Spazierengehen auch lohnt legten wir uns einen Hund zu. Aber es sollte nicht irgendein Hund sein sondern wenn schon dann etwas richtiges. Durch einen alten Schulfreund, der Ausbilder  für Blindenführhunde war, kamen wir an einen ausrangierten 4 1/2 Jahre alten Blindenführhund. Der Vorbesitzer war nach einem Sturz an den Rollstuhl gefesselt und da ein auf eine Person abgerichteter Blindenführhund keinen anderen Blinden führt sollte Rex, ein stattlicher Schäferhund, falls ihn niemand aus dem Tierheim holt eingeschläfert werden. Mit Zahlung von  nur 50 DM Schutzgebühr war ich (wir) nun Besitzer eines Blindenführhundes. Wir verstanden uns alle vom ersten Tag an prächtig. Als Ole noch klein war passte Rex ganz genau auf wer an das Kinderbett geht oder was da drinnen passiert. Als Ole dann größer wurde konnte er mit Rex alles machen was er wollte. Drauf rum klettern, in den Ohren pulen,  am Schwanz ziehen, Rex lies sich von Ole alles gefallen.
So vergingen 2 1/2 Jahre wie im Flug. Uschis ältester Bruder hatte sich zusammen mit der Firma seines Chefs nach Müllheim in den Schwarzwald abgesetzt. Bei einem Besuch bei Heiner mussten auch wir feststellen, dass das eine ganz schnuckelige Ecke ist wo es sich bestimmt gut leben lässt.
Also fassten wir den Entschluss "wir ziehen in den Schwarzwald".

Im Februar 1977 fuhr ich dann mal für eine Woche nach Müllheim um da mal die Lage zu sondieren und mich nach geeigneten Wohnobjekten und Arbeit für mich und Uschi umzusehen.
Ein Häuschen in Müllheim/Brizingen schien mir da genau richtig. Es war zwar noch im Rohbau aber der Besitzer sicherte mir zu das es bis ca. Anfang Mai fertig seien sollte. OK, das nehmen wir. Da ich schon immer ein Mensch von schnellen Entscheidungen war machte ich auch gleich den Mietvertrag mit dem Mann fertig.

Jetzt ging es an die Suche nach Arbeit. Ich hatte mir von Uschi rein vorsorglich ein vorläufiges Zeugnis vom Urban Krankenhaus geben lassen. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass das Kreiskrankenhaus Müllheim gerade versuchte eine Endoskopie Abteilung aufzubauen. Also ging ich da hin. Direkt zu Pflegedienstleitung, einer sehr netten und aufgeschlossenen Frau. Ich erklärte Ihr mein Anliegen  und legte das Zeugnis von Uschi vor. Sie war mehr als erstaunt. So etwas war ihr noch nie passiert. Da bewirbt sich ein Mann für seine Frau. Das Zeugnis war der Ausschlag gebende Knackpunkt. Eine Krankenschwester die bereits Erfahrung  in der Endoskopie hatte, mit Untersuchungszahlen pro Monat die in Müllheim im ganzen Jahr laufen, bewirbt sich für eine Stelle im Kreiskrankenhaus Müllheim? Die muss her.

Am nächsten Tag hatte ich dann schon den unterschriebenen Arbeitsvertrag zum 01. 06. 1977 in der Tasche.

Da mein Arbeitgeber auch eine Filiale in Lörrach und Freiburg hatte klärte ich telefonisch die Versetzung in den Schwarzwald zum 1.6.77. "Da  gibt es kein Problem" konnte ich am Telefon hören.

Hurra....   alles geschafft, innerhalb nur einer Woche war alles unter Dach und Fach. Mit Mietvertrag und Arbeitsvertrag für Uschi in der Tasche ging es es postwendend zurück nach Berlin. Jetzt musste hier noch alles geregelt werden. Meine Versetzung schriftlich machen, Uschis Arbeitsverhältnis und unsere Wohnung kündigen und das schwerste, es meinen Eltern beibringen. Unter murren gab mir mein Vater sein OK. Ich hatte das ja ohnehin gemacht, egal was er gesagt hätte.
Anfang Mai fuhren wir dann nach Müllheim. Uschi und Ole brachte ich bei Uschis Bruder unter und fuhr mit ihm dann eine Woche später zurück nach Berlin um die Möbel zu holen. Am 15. 5. 07 waren wir dann eingezogen.

Eigentlich klappt alles soweit ganz gut. Uschi fing am 1.6. im KKM an zu arbeiten. Das mit meiner Versetzung ging natürlich wie nicht anders zu erwarten in die Hose. Die Filiale Lörrach wurde im Mai geschlossen und fast das ganze Personal wurde von Freiburg übernommen. Da war dann aber kein Platz mehr für mich. Auch das mit dem Kindergarten für Ole klappte nicht wie gewünscht. In Baden Württemberg wurden Kinder erst ab Drei Jahren in den Kitas aufgenommen. Ole fehlten aber noch vier Monate. Also war es jetzt erst einmal mein Part den Kleinen zu beaufsichtigen. Klappte auch alles prima. Durch den Freund (Udo) einer Arbeitskollegin von Uschi kam ich an einen Job beim Vermessungsamt Müllheim. So verstrich die Zeit weiter und weiter.
Uschi hatte die Endoskopie mittlerweile zu einer stattlichen gut funktionierenden Abteilung mit ständig wachsendem Potential ausgebaut. In unserer Freizeit ging ich meinem Hobby (Autos aufbauen) und Uschi ihrem Hobby lesen nach oder wir machten wenn wir ein Kindermädchen für Ole hatten ausgedehnte Touren mit dem Motorrad.

Uschi liebt die Musik und Balladen von Reinhard Mey. Natürlich müssen alle CD´s her.
Das gleiche gilt auch für die CD´s von Maffay. Oliver liebt Tabaluga.

Wenn Uschi Feierabend hatte setzten wir uns jeden Tag mindestens eine Stunde beim Kaffee zusammen und ich ließ sie erzählen was alles so gelaufen war. Sie nannte das immer "eine Stunde auskotzen"
Ende 78 kam dann wieder die Nachricht von Uschi " Ich bin schwanger". Dieses Mal warteten wir aber bis Februar mit dem Arztbesuch. Das aus Berlin war uns eine Lehre. Und wirklich, sie war schwanger. Im Mai erfuhren wir dann, dass es ein Mädchen werden würde. Uschi hatte kurz zuvor die Bücher von Simmel gelesen und da wir ja schon einen "Oliver" hatten konnte es bei einem Mädchen nun eigentlich nur eine "Jennifer" werden. Die Zeit verstrich wie im Flug. Uschi wurde immer runder, Oliver freute sich schon riesig auf sein Schwesterchen und ich versuchte Uschi wie immer jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Uschi bekam eine neue Kollegin, Tea von der Haide, und die beiden meisterten die noch immer wachsende Endoskopie hervorragend.

Der Entbindungstermin rückte immer näher. Wir warteten dieses Mal wirklich bis zur letzten Minute mit dem Krankenhaus. Nach den sich Uschi am 28. 8. um 14:00 Uhr im Kreissaal angemeldet hatte bummelten wir noch bis 18:00 Uhr durch Müllheim bevor es in die Klinik ging. Kurz nach 20:00 Uhr war sie dann da. Am 29. durfte auch ich sie dann endlich sehen. Jetzt waren wir komplett. Nach weiteren 4 Tagen des Wartens hatte ich dann beide wieder zu Hause. Durch ein Hobby das ich auch schon in Berlin hatte (CB Funk) und durch das wir in und um Müllheim sehr viele Freunde gefunden hatte, machte das freudige Ereignis im "Ländle" (Markgräflerland) natürlich ganz schnell die Runde. In den folgenden Wochen hatten wir jede Menge Besuch im Haus und "Jenny" wie wir sie von klein auf nannten wurde auch überall hin mitgenommen. Ole war ja ohnehin schon immer mit dabei.

Eines Tages bekam ich von meinem Vermieter einen Anruf in dem es hieß unser Hund habe ihn gebissen und der Hund müsse nun weg. Wie  sich heraus stellte war der Mann einige Tage zuvor in unserer Abwesenheit im Haus gewesen um vom Wasserhahn im Keller einen Eimer Wasser zu holen, obgleich Außen am Haus ein für jeden zugänglicher Wasserhahn war. Ich hatte vor unserem Einzug den Vermieter darauf hingewiesen, dass unser Rex ein Blindenführhund sei, und gemäß seiner Ausbildung zwar jeden in das Haus, aber ohne unser ausdrückliches OK nicht mehr raus lässt. Schon gar nicht wenn er was mit raus nehmen will. Da er aber trotz knurrendem Rex nicht davon ablassen wollte den Eimer wieder mit raus zu nehmen, musste Rex dafür sorgen dass der Eimer drinnen bleibt. Das führte zum Streit und letztlich auch wegen anderer Reibereien zur Kündigung.

Wie es jedoch der Zufall wollte bekam ich genau zu dieser Zeit ein Haus und einen Job in Hausen a.d. Mölin angeboten. Ein schnuckeliges Häuschen mit großem Garten und jeder Menge Platz. Der Job war auch OK. Im Dienst der Straßenwacht für den ADAC. Wochenend Dienste und nachts Bereitschaft, dafür aber tagsüber Frei. Das war genau was ich brauchte. Jede Menge zeit für die Kinder. Uschi hatte zwar einen etwas längeren Weg zur Arbeit aber es kam ihr zu Gute das sie kurz zuvor den Führerschein gemacht hatte. (Während der Schwangerschaft mit Jenny und Prüfung im achten Monat) Leider ist unser Rex in diesem Jahr verstorben. Er hatte eine Fuchsfalle (vergifteter Fleischköder) gefressen.

Die Kinder wurden größer, Jenny kam in den Kindergarten und Ole in die Schule. Uns ging es richtig gut und wir waren glücklich.  Tea wohnte in Breisach und Hausen lag genau zwischen Breisach und Müllheim. So konnten sich beide mit dem Fahren abwechseln.

Nach acht Jahren zog es uns zurück nach Müllheim. Hausen war auf  Dauer zu tot und zu abgelegen.
Ole war in zischen auf dem Gymnasium in Freiburg und Jenny in der Grundschule. Ich wurde immer mehr in die Endoskopie mit involviert. den Job mit dem Bereitschaftsdienst beim ADAC musste ich wegen der Entfernung von Müllheim nach Hausen leider aufgeben. Jetzt galt es etwas Neues für mich passendes zu finden. Ich machte letztlich aus einem Hobby (Computer) einen neuen Beruf. Ich machte mich als Kleinunternehmer selbständig, richtete Schulen und Behörden mit PCs aus,  übernahm die Wartung und Installation von PCs und Software und lernte so auf eigenen Füßen zu stehen.
Uschi hatte in der Zwischenzeit wieder eine neue Kollegin (Sybille Schatz) bekommen da Tea einen Arzt geheiratet hatte und in Ihren Geburtsort Haide oberhalb von Hamburg zurückgezogen war.

Sybille war wirklich ein Schatz. Nicht nur vom Namen her sondern auch wie Uschi immer sagte "eine echte Bereicherung für die Endoskopie". Die beiden verstanden sich vom ersten Tag an. Es bedurfte auch keiner vielen Worte, es reichte ein Blick und die andere wusste was gemeint war. Sie redeten sich spaßhaft mit "Kollegin" und nicht mit den Namen an. In "Bille" hatte Uschi mehr als nur eine Kollegin gefunden. Unter diesen vier kompetenten Händen wurde die Endoskopie eigentlich erst zu dem was sie heute noch ist. Als Verstärkung, und weil die Endo von der Anzahl der Untersuchungen immer noch am wachsen war,  kam dann noch Siegfried mit ins Team. Ein am Anfang (Uschis Worte) "ungehobelter Klotz" den Uschi und Bille im laufe der Jahre so geformt haben das aus Siegfried ein richtig guter Endoskopie Pfleger geworden ist.
"Der lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen" sagte Uschi "dem gibst Du seine Aufgaben und der arbeitet alles wie eine Maschine ab". Manchmal war er schon etwas festgefahren aber als Leitung der Endo schaffte Uschi es doch immer ihren Willen durchzusetzen. Eine zweite Aufgabe fand Uschi in der Mitwirkung im Personalrat und nachdem aus dem Kreiskrankenhaus Müllheim die Helios Klinik Müllheim geworden war im Betriebsrat. Streckenweise war sie sogar zusätzlich noch im Gesamtbetriebsrat der Helios Kliniken. Alles das ohne dass ihr Kind die Endoskopie dahinter zurück stand. Die Endo war für sie ihr ein und alles. Ich kann nicht mehr die Stunden zählen die wir nach Feierabend in der Endo verbracht haben um irgendetwas zu verändern oder zu verbessern damit die Arbeitsabläufe einfacher wurden.

Bille hatte inzwischen Ihren Mario mit dem sie schon ewig zusammen war geheiratet und wir waren natürlich auch auf der Hochzeit.

Mit Bille zusammen gründete Uschi das BAOK Team(Betriebs Ausflugs Organisations- Komitee).
Natürlich auch wieder alles in der Freizeit. Da wurden für die alljährlichen Betriebsausflüge Ziele ausgesucht, strecken abgelaufen, geplant und organisiert.

Uschi hat die Musik von Mark Knopfler für sich entdeckt. Jetzt war es an mir ihr alle verfügbaren CS´s zu besorgen.

Als Bille schwanger wurde und wegen der Babyjahre ausfiel war Uschi tot unglücklich. Die beiden aufeinander folgenden Ersatzkräfte konnte man mit Uschis Worten "in der Pfeife rauchen".
Auch für das Baok Team musste Ersatz her. Hier war Peter der Gärtner der Helios Klinik die beste Wahl.

2003 sind wir dann das letzte Mal umgezogen. Nach den unsere Kinder, beide erwachsen, Ole verheiratet und wir doppelte Großeltern, Jenny mit festem Freund und eigener Wohnung, ausgezogen waren, war uns das riesige Einfamilienhaus viel zu groß und wir  suchten uns eine kleine Dreizimmer Wohnung ganz in der Nähe von Ole und unseren Enkeln.

Wieder neue Musik!
Der Tod der Frau von Herbert Grönemeyer hat seine Musik total verändert. Jetzt gefällt das auch Uschi. Keine Frage das ich die CD Mensch besorgen musste.

Das Alte Krankenhaus war marode und sollte durch einen Neubau ersetzt werden. Bei der Planung für die neuen Räumlichkeiten der Endoskopie ist Uschi über sich hinaus gewachsen. Da wurden Zeichnungen im Maasstab angefertigt, Einrichtungsgegenstände aus Pappe gefertigt eingesetzt, hin und her verschoben bis endlich die optimale Aufteilung gefunden war. Prospekte über Schränke, Liegen und Wagen wurden angefordert, miteinander  verglichen bis endlich das erreicht war was jeder in den Räumen der Endo noch sehen kann.

Dann kam der Umzug der Helios Klinik in den Neubau. In dieser Zeit habe ich Uschi fast gar nicht mehr zu sehen bekommen. Da wurde aussortiert und umsortiert. Jetzt kam auch ich wieder mal zum Einsatz. Einige Wagen der Geräte mussten umgebaut werden. Und wieder ging jede Menge Freizeit drauf. Aber wir konnten sie wenigstens zusammen verbringen.  

Mit dem Umzug kam auch ein neuer Chefarzt für die innere Abteilung. Mit ihrem alten Chef  hatte Uschi nun 20 Jahre zusammen gearbeitet. Aber das Alter macht vor keinem halt und so war auch für ihn die Zeit der Rente und des Ruhestandes gekommen.

"Die Ära Hoppe-Seyler ist nun vorbei" verkündete der Neue womit er sich im ganzen Haus keine Freunde machte. Kurz nach dem  der "NEUE CHEF" angefangen hatte  brauchte die Endo auch personelle Verstärkung. Die Ausschreibungen brachten aber auch nichts Aufregendes. Uschi hatte immer noch eine "super" Sybille und danach die beiden Enttäuschungen im Gedächtnis. Ihre persönliche Wahl fiel auf eine junge Kollegin die in einer anderen Abteilung bereits bei Helios arbeitete. "Die will ich" sagte sie. Jetzt galt es noch die Verwaltung zu überzeugen. War aber wie gewöhnlich für  Uschi kein unlösbares Problem.

Eines Tages kam sie Heim und sagte mir bei unserem immer noch praktiziertem "Kaffee trinken und auskotzen"
..... Jupp...  geschafft! Kristina kommt zu uns in die Endo.
Kristina hatte zwar von der Endo noch nicht viel Ahnung aber war lernwillig und sehr lernfähig.

" Ich habe noch nie gesehen dass jemand so schnell etwas lernt wie Kristina. Wenn die so weitermacht kann sie mich bald ersetzen".   "Hey, du sägst an deinem eigenen Stuhl" sagte ich ihr. 
"Keine Bange, mich muss man aus der Endo raus tragen" kam als Antwort.

Jetzt kam auch ihre geliebte Bille wieder mit ins Team. Ihre Jungs waren jetzt so groß das sie wieder eine 25% Stelle in der Endo besetzen konnte.

Und Kristina hat so weiter gemacht!! Ähnlich wie zuvor bei Sybille reichte zwischen den beiden ein Blick oder eine Geste, mitunter waren es auch nur Gedanken und die Andere hat schon das gemacht was man selber gerade tun wollte.
"Eigentlich bin ich in der Endo überflüssig und ich kann mich etwas zurück nehmen. Kristina macht das genau so gut wie ich". meinte Uschi im Juni 2007.
Uschi fühlte sich ohnehin durch die Begleiterscheinungen der Wechseljahre etwas unwohl.
Oliver hatte am 13 April, nachdem seine erste Ehe gescheitert war, Mirjam geheiratet mit der er auch einen gemeinsamen Sohn (unseren jüngsten Enkel) Finn-Ole-Sky hat.
Im Mai fing das mit dem Nachtschweiß, was als Begleiterscheinung der Wechseljahre bekannt ist, an.
Uschi konnte nachts schlecht schlafen und war  morgens wie gerädert. Das tat ihr nicht gut.
Im August war das dann wieder vorbei. Am 14. September stand dann die Hochzeit von Jenny und Marcel an.
Die beiden wollten ihre Hochzeit bei meiner Schwester Simona und ihrem Mann Peter in Sievershausen in der Nähe von Hannover feiern. Nach der Trauung auf dem Standesamt in Burgdorf stolperte Uschi eine Treppe mit vier Stufen hinunter und viel auf die rechte Schulter. Jesse, unser Enkel hatte das gesehen uns meinte "cool abgerollt Oma". Uschi war beim Fallen über die rechte Schulter abgerollt. Die Schulter tat anfangs ein wenig  weh was  aber im Laufe des Tages bei der Hochzeitsfeier ganz schnell wieder vergessen war. Es war ja nicht mal ein blauer Fleck geworden.
Ende September tat Uschi die Schulter beim Bowling spielen dann vermehrt weh. Das verging aber nach ein paar Tagen wieder.
Anfang Oktober bekam Uschi wie sie sagte "ganz komische Bauchschmerzen". Jetzt wurde es Zeit für eine Gastro.
Am 10.10. wurde die Gastro auf ihrer Arbeitsstelle von der Oberärztin durchgeführt.  Ohne Befund.
Weil das mit der Schulter immer öfter auftrat lag die Vermutung nahe das es doch mit dem Sturz zusammen hängen könnte.

Die Details der Krankheit lasse ich jetzt hier aus. Das kann man unter "die Krankheit" nachlesen. (ist aber noch in Arbeit)

Als am 19. 11.07 fest stand das es Krebs ist setzte ich mich mit Uschi zusammen und wir überdachten was wir  jetzt machen würden. Letztendlich kamen wir zu dem Schluss genau wissen zu wollen wie viel Zeit Uschi noch bleiben würde und das wir eventuell eine Zweitmeinung einholen wollen.
Am 22. 11. 07 sagte uns dann der Oberarzt  des ZGT (Zentrum Gastrointestinale Tumore) PD Dr. C. Arnold,
nachdem Uschi ihre Bitte vorgetragen hatte uns die Wahrheit über ihren Zustand zu sagen,  "Frau Hannemann, machen Sie sich keine Sorgen, Den Tumor kriegen wir mit 5 - 6 Zyklen Chemotherapie (5 -6 Monate) in den Griff. Danach können wir dann Ihre Schulter operieren. Das geht wegen der Wundheilung erst nach der Chemotherapie. Stellen sie sich aber darauf ein dass die Nachbehandlung der Schulter OP (Reha, Muskelaufbau und Bewegungstherapie) auch noch mal mindestens 6 Monate dauern wird".

Uschi, die  bisher immer gesagt hatte dass die meisten Ärzte den Patienten nicht die Wahrheit sagen konnten war von dieser Offenheit begeistert. Wenn denn schon der Oberarzt des ZGT so eine Prognose trifft sollte, weil sie es ja auch will, eine Heilung kein Problem sein. Der Mann weiß ja wovon er spricht.
Als Therapie wurde zunächst eine Bestrahlung der Metastase in der Schulter und nach Abschluss der Bestrahlungen eine Chemotherapie mit Gemcitabin/Oxaliplatin angesetzt.

Die Bestrahlung der Schulter tat Uschi gut und die Schmerzen in der Schulter waren schnell weg.
Obwohl sie leicht an Gewicht verlor zeigte die Chemo keine Nebenwirkungen.

Vor jeder Chemo gab es ein Gespräch mit dem Arzt (Im Verlauf der Krankheit waren es glaube ich sieben verschiedenen Ärzten) und  immer hörte Uschi wie gut diese Chemo doch den Krebs bekämpfen würde.

Am 18.2.08 kam dann der erste Dämpfer. Die Chemo hat nicht wie gewünscht gewirkt, meinte ein Dr. Zeiser, und die Chemo würde jetzt auf Folfiri 5FU mit anschließender 48 Pumpe umgestellt. Das würde den Krebs dann knacken. Aber zuerst müsse noch mal am 22.2. ein CT Thorax Abdomen gemacht werden. Den Aufklärungszettel für die Chemo las Uschi ganz genau. Das stand drin, kann zu Leberschäden, Nierenschäden und Herzversagen führen. "Leberschäden? das kann ich nicht gebrauchen" sagte sie den Arzt. Der beschwichtigte mit den Worten "Das ist hier noch nie vorgekommen und das muss da drinnen stehen. Damit sichern sich die Pharmafirmen ab falls doch mal was passieren sollte. Aber Sie brauchen sich keine Gedanken machen, wie gesagt das ist bisher noch nie vorgekommen!"

Am 23.2. kam Dämpfer Nummer 2. Beim CT wurde festgestellt das sich Metastasen an der Wirbelsäule gebildet hätten die noch vor der Chemo bestrahlt werden müssen.

Es folgten 11 sehr belastende Bestrahlungen vom BW10 bis LW4.
Uschi konnte fast nichts mehr essen da bei der Bestrahlung im Brustwirbelbereich auch die Speiserohre und der Magen mit bestrahlt wurden. Uschi man immer mehr ab. Auf meine Frage beim zuständigen Arzt ob man denn nicht eine Nährlösung über den Port geben könne hieß es nur dass das nicht nötig sei und das sei nur vorübergehend. Bald könne sie wieder ganz normal essen.
Jetzt kamen die neuen Chemotherapien. Bereits nach der Ersten sagte Uschi dem Arzt dass sie das Gefühl habe Wasser im Bauch zu haben. Der Arzt erwiderte dass das aber nicht von der Chemo kommen könne, das würde es bei der 5FU nicht geben.

Eine Chemo weiter was der Ascitis dann richtig da und musste am 11.4. abgelassen werden.

Der 11.4. war unser 34. Hochzeitstag an dem wir eigentlich auf ein Konzert von Mark Knopfler nach Mannheim fahren wollten. Uschi hatte von Ihren Arbeitskollegen 2 Karten für dieses Konzert zum Geburtstag bekommen.
Diese Musik von Knopfler  liebten wir beide und ohne Wasser im Bauch war das auch kein Problem. Wir waren in Mannheim, hatten einen schönen Nachmittag und abends ein sagenhaftes Konzert.
Uschi war zwar am nächsten Tag völlig kaputt aber das war es ihr wert.

In Folge ging es Uschi von Chemo zu Chemo immer schlechter  bis dann zum 20.5. ein neues Arztgespräch, dieses mal bei einer Fr. Dr. Baron angesetzt war. Zu diesem Gespräch erklärte sich Uschis EX Chef  bereit mitzukommen. Die Ärztin empfing uns mit den Worten "Frau Hannemann, die Chemo hat nicht nach unseren Vorstellungen gewirkt! Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand und würden Ihnen jetzt eine Chemo in Tablettenform verabreichen. Zusätzlich würde man eine Ercp gemacht bei der ein Stand in den Gallengang eingesetzt werden würde!"

Uschis EX Chef erwiderte das dieses Medikament ja wohl auch nichts bringen könnte da es im Körper zu genau dem 5FU würde was bisher auch nicht gewirkt habe, und das mit dem Stand würde ja wohl auch nicht klappen, denn wenn im Gallengang Metastasen seien man keinen Stand einsetzen könne.
Wir nahmen uns das Recht heraus eine Zweitmeinung in der Tumorbiologie in Freiburg einzuholen.
Diesen Termin hatte ihr EX Chef vorher telefonisch vereinbart.

Leider erfuhr ich erst hier von einem sehr ehrlichen Arzt wie schlecht es wirklich um Uschi stand.
"Sie wird nur noch ein paar Wochen leben, und da reden wir von Wochen und nicht von Monaten" sagte mir der Arzt. "Sie wird ganz ruhig einschlafen. Ich würde Ihr davon aber  nichts sagen" waren seine weiteren Worte.

Ich erklärte das Uschi bereits am Anfang in der  Uni auf die Wahrheit bestand und ich sie ihr bestimmt nicht vorenthalten werde. Beim Verlassen der Tumorbiologie bekam ich noch einen ganzen Haufen Kopien denen ich zu diesem Zeitpunkt keine Beachtung schenkte.
Am Abend sprach ich mit Uschi über das was der Arzt mir gesagt hatte. Sie nahm es ganz ruhig auf. Uschi war eine sehr starke Frau. "Gut, wenn es dann so seien soll, Aber die letzten Wochen machen wir es uns noch richtig schön so gut es geht. Und deinen Geburtstag will ich auch noch erleben." hörte ich von ihr.

In der folgenden Zeit versuchte ich noch mehr den je ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Jetzt plötzlich klappte es auch das sie eine flüssige Ernährung bekam die ich ihr über den  Port geben konnte. Hätten wir das früher  gehabt hätte sie vielleicht nicht so schnell so viel abgenommen. Versteh einer die Ärzte.
Ich versorgte sie mit allem das nötig und möglich war, besorgte einen Rollstuhl um mit ihr spazieren gehen zu können da sie kaum noch laufen konnte, fuhr mit ihr alle paar Tage in die Helios Klinik zum Ascitis punktieren und machte ihr das Leben unter diesen Umständen so angenehm wie möglich. Sie dankte es mir damit, dass sie wirklich an meinem Geburtstag noch bei mir war. Wir stießen mit einem kleinen Schluck Sekt an und unterhielten uns noch einige Stunden. Dann gingen wir schlafen.
Uschi hatte schon einige Tage keine Schmerzmittel mehr nehmen können. Sie konnte die Tabletten nicht mehr schlucken. Diese Nacht fing es an das Sie Blut spuckte. Eigentlich ist sie seit diesem Abend nicht mehr aus dem Bett gekommen und auch kaum noch wach geworden. Damit sie keine Schmerzen bekommt spritzte ich ihr Morphin. Doch leider war die Wirkung nie lange von Dauer.   Am Morgen des 20.6 besorgte ich vom Hausarzt ein Rezept für Morphin und hängte Uschi weil sie sehr unruhig war an eine 24 Stunden Infusion ( 72 mg Morphin in 500 Nacl). Eine Stunde war sie wieder ruhiger und konnte schlafen. Jenny kam um 15:00 Uhr um mich abzulösen und damit ich auch mal ein Auge zu machen konnte. Ich hatte jetzt schon ca. 96 Stunden nicht mehr geschlafen. Ich legte mich um 16:00 Uhr ins Wohnzimmer. Um 18:00 Uhr weckte mich Jenny ganz aufgeregt und sagte "Mama spuckt Blut". Ich ging sofort zu Uschi, machte das Blut weg, und nahm sie in den Arm.
Blutdruck und Puls fast null. Ich sagte ihr  leise sie solle doch loslassen wenn es nicht mehr ginge und gab ihr einen Kuss. Dann ist sie um 18:15  Uhr in meinem Arm ganz ruhig eingeschlafen. Die ganzen Tage vorher hatte ich nicht groß nachgedacht sondern einfach nur funktioniert. und ich funktionierte noch weiter. Jenny schnappte sich ein Telefon und rief alle Verwandten und Freunde an. Ich rief den Hausarzt. er kam auch gleich und wollte wissen ob Uschi noch da bleiben solle was ich mir sehr recht war. Sybille und Kristina kamen noch vorbei um sich von Uschi zu verabschieden. Ab 22:00 Uhr hatte ich dann Ruhe und konnte mich um Uschi kümmern.
Ich wusch sie, zog sie an und legte mich den Rest der Nacht neben Sie. Am 21. 6. 2008 um 11:40 Uhr wurde Uschi dann abgeholt und mir endgültig genommen. 
 

Um uns etwas ganz bestimmtes zu sagen hatten wir einige Worte mit denen keiner etwas anfangen konnte.
Die stammten noch aus Uschis Zeit in der Schwesternschule.

Ja te volim   (Jugoslawien)

Na nang dang tzinul tzarang ham ida   (Korea)

Jeder kennt diese drei Worte in deutsch..

Ich hoffe ihr findet Gelegenheit ein paar Zeilen oder Seiten der Gefühle oder etwas in das Kondolenzbuch zu schreiben. Alles was Ihr schreibt werde ich übernehmen und eintragen. Den Umfang sind keine Grenzen gesetzt.

Ich möchte an dieser Stelle noch mal meinen Dank an die Schwestern, Pfleger und Ärzte der Helios Klinik Müllheim aussprechen die Uschi in dieser schweren Zeit beigestanden haben und die ihr so viel bedeutet haben.

 

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